Bergisch Gladbach Aktuelles
Erfolg für Bergisch Gladbacher Projekt „Brücken bauen“ – Friedenspreisträger Zdravko Marjanovic zu Besuch
Von links: Übersetzerin Milica Zimmermann, Zdravko Marjanovic, Klaus Orth, Christiane Bertram
Am 8. Mai 2009 wurde der bosnische Serbe Zdravko Marjanovic mit dem internationalen Aachener Friedenspreis 2009 ausgezeichnet. In Bergisch Gladbach ist der 68jährige Friedensaktivist kein Unbekannter, da er seit vielen Jahren erfolgreich mit der Gruppe „Brücken bauen“ zusammenarbeitet
Einen Monat nach der Preisverleihung freut sich Bürgermeister Klaus Orth, den prominenten Besucher in Bergisch Gladbach zu empfangen: „Seit vielen Jahren unterstützen Bergisch Gladbacherinnen und Bergisch Gladbachern die Friedensarbeit von Zdravko Marjanoviæ in Baèka Palanka und bauen mit an den Brücken zwischen den Kulturen und Nationen“.
Von „Brücken bauen“ zur „Friedensarbeit in Serbien“
1999 gründete sich in Bergisch Gladbach die Gruppe „Brücken bauen“. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer wollten damit ein Zeichen gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Balkanhalbinsel setzen. Zentrum der Aktivitäten in Serbien war bald die multikulturelle Stadt Beèej, aber auch Baèka Palanka an der Grenze zu Kroatien und Bosnien. Am Anfang stand praktische Hilfe zur Selbsthilfe, um die größte materielle Not zu lindern.
Bald nahm auch die Friedensarbeit mit Jugendlichen Konturen an, um die seelischen Wunden zu heilen und den jungen Menschen Werte wie Toleranz, Demokratieverständnis und Friedensliebe zu vermitteln.
Die humanitäre Hilfe und die Arbeit mit Jugendlichen in Beèej wurden im April 2009 mit einem Fest zum 10. Jubiläum des Projekts abgeschlossen. Fortgesetzt wird allerdings die Friedensarbeit mit Jugendlichen in Baèka Palanka. Daher der neue Untertitel „Friedensarbeit in Serbien“ für das Projekt „Brücken bauen“.
Leiterin dieser Friedensarbeit in Bergisch Gladbach ist Christiane Bertram, Leiter des Projekts in Baèka Planka ist der aktuelle Träger des internationalen Aachener Friedenspreises, Zdravko Marjanoviæ.
Zur Person: Zdravko Marjanoviæ
Zdravko Marjanoviæ setzt sich im ehemaligen Jugoslawien als Botschafter für die Aussöhnung der Volksgruppen und die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen ein. Für Deutschland hat er die politische Aufklärung und Warnung vor Kriegsbeteiligung im Blick.
Geboren 1941 in einem bosnischen Bergdorf verlor er durch die Einflüsse des zweiten Weltkriegs früh seine Eltern. Nach Schule und Studium arbeitete der Elektroingenieur an einer höheren Schule in Baèka Palanka. Seine Friedensarbeit fand erste Wurzeln in seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Verbands der Radioamateure. Er prangerte die Praxis an, über Medien Hass zu fördern und Kriegshetze zu betreiben. 1994 gründete er die Friedensgruppe in Baèka Palanka unter dem Namen „Gesellschaft für Toleranz“. Ein Jahr später folgte die Herausgabe der eigenen Zeitung „Tolerancija“. Während des Bosnienkriegs (1992-1995) wurde sein Elternhaus niedergebrannt und er selbst mehrfach persönlich bedroht. Seine Friedensinitiative erfuhr aber auch vermehrt internationale Anerkennung und Unterstützung.
1996 organisierte er zusammen mit dem UNO-Vertreter in Sarajevo das erste Treffen von Muslimen und Serben in Bosnien. Viele weitere Projekte zur gewaltfreien Kommunikation und für einen friedlichen Austausch begannen schon während des Kriegs und verstärkt danach.
Für die Kriegsflüchtlinge wie auch die späteren Rückkehrer gründete er Hilfsorganisationen. 2003 schließlich folgte die Initiative der „Gesellschaft serbisch-kroatischer Freundschaft“ mit dem Ziel der Verständigung beider Völker und 2008 die Gründung eines Forums „Brücke der Freundschaft“ zwischen Serben, Kroaten und Bosniern.
Zdravko Marjanoviæ fordert als bosnischer Serbe internationale Bemühungen um die Wahrheitsfindung ein. Er prangert das Unrecht der Serben an und setzt sich für eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Kriegsverbrechen in Srebrenica (Juli 1995) und für die Auslieferung von Kriegsverbrechern nach Den Haag ein. Die daraus folgenden Gefahren für sein Leben nimmt er in Kauf.
„Friedensarbeit in Serbien“ heute
Noch heute leiden Kinder und Jugendliche an den Folgen der Kriegserlebnisse und an dem Hass zwischen den Menschen unterschiedlicher Kulturen. Versöhnung und Verbindung zu den verschiedenen Nachbarn sind die Ziele der Jugendarbeit von Zdravko Marjanoviæ. Mittel zum Zweck sind künstlerische Aufgabenstellungen, z.B. eine Fotokurs mit Ausstellung in den verschiedenen Nachbarländern, aber auch Jugendlager von Jugendlichen unterschiedlicher Kulturen und Nationen. Im Juni 2007 gab es erstmals einen Jugendaustausch mit Bergisch Gladbach. „Brücken bauen“ ist dankbar für jede ideelle und finanzielle Unterstützung der Friedensarbeit in Serbien (Kontakt: Christiane Bertram, 02204 56119)
Die Friedenarbeit von „Brücken bauen“ wurde 2007 bereits mit dem staatsbürgerlichen Preis der Annette-Barthelt-Stiftung ausgezeichnet.
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